Donnerstag, 26. Mai 2011

Ruta Maya - Von DF nach Playa del Carmen (Parte 1)

Ja ich lebe noch und es geht mir immer noch gut. Wieder mal entschuldige ich mich für meine lange Blogabstinenz, aber da hier mittlerweile alles schon so normal ist und sich „wie zu Hause“ anfühlt, ist es schwer sich immer daran zu erinnern, dass es Leute gibt, für die es interessant ist zu lesen, was ich so in meinem „Alltag“ mache. Außerdem habe ich immer noch so gut wie keine Zeit lange am Rechner zu sitzen um literarisch hochwertige Werke zu verfassen und wenn ich dann mal Zeit habe muss ich eigentlich entspannen … letztendlich war ich die letzten zwei Wochen dann zur Erholung von dem ganzen Stress erstmal in der Karibik, weswegen ich erst recht nicht schreiben konnte ;)


Aber genau deswegen kommt hier der erste Teil meines Reiseberichts der „Ruta Maya 2011“



DF
Beginn der Reise war im Districto Federal, wo es nach einer ziemlich amüsanten Taxifahrt (der Fahrer wollte mich unbedingt mit zum Schwarzmarkt nehmen, weil er da 'nen Cousin hat, der mir „alles was ich will und mehr und totaaaal billig“ verkaufen kann und ich dann noch den „Familienrabatt“ kriegen würde) erstmal ins „Tequila & Mezcal Museum“ am Plaza Garibaldi ging. Auf besagtem Platz spielen abends über 100 verschiedene Mariachi-Gruppen, was uns als die totaaaale Attraktion und Besonderheit und überhaupt angekündigt wurde …. gut, war für mich jetzt eher so mittelinteressant, Mariachi gibt’s bei mir im guten alten Dorf schließlich bei jeder größeren Familienfeier (und die sind sogar echt und nicht nur für die Turis verkleidet, ha!). Aber die Mezcal-Verkostung war natürlich ganz gut ;)


Plaza Garibaldi



DF <3



Teotihuacan
Ca. 1 Stunde von DF entfernt liegen die Pyramiden von Teotihuacan, die größten von Mexiko. Groß vor allem auch die Entfernung die man zu Fuß läuft und noch größer der Anstieg der Pyramiden zum Hochklettern, aber wir sind ja noch jung ;).





Puebla
Am gleichen Tag gings noch weiter nach Puebla, wo wir leider nur sehr wenig Zeit hatten um uns die Stadt anzuschauen, aber von dem was ich gesehen habe glaube ich dass es 'ne ganz schöne Stadt ist ;).


Zocalo von Puebla



Veracruz
Von Puebla weiter nach Veracruz, und zum ersten Mal Meer, wir sind ja schließlich zum Urlaub hier!!! Ebenfalls sehr schöne Stadt, wegen der direkten Lage am Meer mit Palmen und Strand (schön), aber auch der Beginn des humiden Klimas (mittelschön).


Veracruz Skyline



Campeche
Erster richtiger Strandtag, wo ich mir gleich mal den schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens geholt hab, der mich dann schön den Rest der Reise begleitet hat (also bis auf die Haut, die hat sich Stück für Stück verabschiedet ^^). Und das wo wir noch nicht mal an den wirklich schönen Stränden waren …






Merida
Ziemlich europäisch wirkende Stadt, die auch „die weiße Stadt“ genannt wird wegen der vielen weißen Häuser, was eigentlich ziemlich untypisch für Mexiko ist. Normalerweise gilt hier eher das Motto, je näher die Farbkkombi am Augenkrebs, desto besser.







Abends dann zu einer AFS-Feier im Hotel mit Vertretern von allen AFS Caribe Ländern. Zur Belustigung dieser hatten unsere Organisatoren die Idee, jede Gruppe solle doch ein spanisches Lied vortragen (jaja mit den armen Austauschschülern/Freiwilligen kann mans ja machen ;) ). Für die des Spanischen nicht mächtigen jetzt vielleicht nicht ganz so lustig, aber ich glaube meine Gruppe hatte mit „Ando bien pedo, bien loco“ (wer will kanns auf youtube suchen) wohl den meisten Spaß ;).






Chichen Itza
Ca. 1 Stunde außerhalb von Merida gelegen und die wichtigste Pyramide für die Mayakultur und das Bild, das man wahrscheinlich als erstes findet, wenn man bei Google Mexiko eingibt (unter anderem auch das Titelbild meines Blogs). Und eigentlich waren die Mayas ziemlich schlaue Kerlchen wenn man bedenkt, wie die zu ihrer Zeit schon bauen konnten, mit diversen Licht- und Schattenspielen, die durch den Auf- bzw. Untergang der Sonne verursacht werden …


Lacht nur, bei der Hitze würdet ihr auch ´nen Hut anziehn ;)



Playa del Carmen
Ebenfalls sehr schöner Strandort. Zwar auch ziemlich touristisch aber hundertmal schöner als Cancun (dazu mehr im nächsten Teil). Besonders schön, dass Frauen in jedem Club/Bar NIE Eintritt zahlen und meistens auch frei trinken dürfen (wobei sich über die Qualität dieser „Getränke“ streiten lässt) ;) .








So, das war die erste Hälfte meine Reiseberichts, nachdem jetzt eher die Städte dran waren geht’s im nächsten Teil weiter mit Karibikstränden, Würgeschlangen und gratis abrazos.

Wenn ich den fertig habe, hab ich auch fest vor einen Blogeintrag über die Hochzeit meiner Schwester Ada zu schreiben und die Serie über meine Arbeit mach ich hoffentlich/vielleicht/eventuell/ganz sicher auch noch fertig … ;) .

Aber wie bereits oben erwähnt … ihr wisst ja, es könnte etwas dauern =) .

Dienstag, 22. März 2011

Carnaval und andere Spaesse

Calnali alaaaaf … und arriba Tlala (versteht sich ja von selbst)

Mittlerweile schon einige Zeit her, aber immer noch einen Blogeintrag wert: Das kulturelle Hochereignis, von dem mir schon seit ich hier bin alle vorschwärmen, dass es die beste Feier im ganzen Jahr und sowieso und überhaupt das Beste ist: Carnaval.

Mein erstes prägendes Erlebnis (nach der erfolgreichen Weigerung, nicht die Carnavalskönigin meines Barrios zu machen) war am Montag, als ich auf der Straße erstmal mit Mehl und Eiern beworfen wurde. Andere Länder andere Sitten … war aber ziemlich lustig und ich glaube für die Leute, die mich auf der Flucht durch die Straßen rennen haben sehen und hinter mir 30 Kinder (die alle unbedingt die Deutsche bewerfen wollten) auch … ich hab mich dann ins nächste Internetcafe gerettet, und da 2 Stunden ausgeharrt bis die Kleinen nach Hause mussten.


Beschreiben kann man eigentlich nicht wirklich wie es war, ich denke die Bilder und Videos sprechen für sich, aber ich werd trotzdem mal eine kleine Zusammenfassung versuchen:

Der Brauch ist die ersten zwei Tage, also Montag und Dienstag, dass jeder Barrio mit seiner Banda durch die Straßen zieht, und alle einfach wild dazu rumhüpfen, kreischen, etc.. Mittwoch ist dann der Haupttag und für meine Familie (allen voran meine Gastmama und Ada) der anstrengendste Tag des Jahres. Schon am Tag vorher wurde mir angekündigt, dass ich um 6:30 Uhr aufzustehen habe um mich fertigzumachen und zu verkleiden (wir wollten um 12 losgehen)! Hab ich natürlich nicht gemacht und um 6:40 Uhr stand bereits die halbe Familie im Zimmer „ja wie ich denn immer noch schlafen kann!?!?!“. Auch als ich frühstücken wollte, haben mich erstmal alle entsetzt angeschaut, wie ich denn an diesem wichtigsten Tag des Jahres an sowas unwichtiges wie Essen denken kann … (letztendlich bin ich dann doch mehr oder weniger 4 Stunden rumgesessen und hab mich eine halbe Stunde fertiggemacht … ich will ja nicht sagen, ich habs vorher gewusst, aber …).


Ein "Cuernudo", die typische Verkleidung der Calnalensianer. Jeder Mann will einer sein ...


Und ein "Comanche", noch ne typische Verkleidung ...

Als dann alle fertig waren (ich hab mich noch nie so stark verkleidet und so viele Assesoires mit mir rumgeschleppt, wie bei diesem Kostüm, das mir ehrlich gesagt ziemlich peinlich war, aber was macht man nicht alles aus Gruppenzwang …), sind wir ins Zentrum, wo die Party schon voll im Gange war. Nachmittags hab ich dann auch den typischen Tanz der Region, die „Matlachines“ mitgetanzt, wo mir jeder vorher hundertmal gesagt hat wie wichtig es ist, dass ich die Schritte vorher üb und mich ja nicht vertanze … ganz ehrlich, der Tanz besteht nur aus einem Schritt für ca. 10 Minuten, das trau ich mir gerade noch zu … ^^.


Yuri und ich ... lacht nur, ich find die Verkleidung auch peinlich ^^

Wer will, kann mal auf Youtube nach „Carnaval de Calnali 2011“ suchen, damit ihr euch vorstellen könnt, von was ich rede ;). Der Carnaval ist übrigens der größte vom ganzen Bundesstaat und sogar TV Azteca war da, mit einer der größten Fernsehsender Mexikos, ich war gestern also für ca. 3 Sekunden im nationalen Fernsehen zu sehen. In den Filmchen, die von den Lokalen hier gedreht wurden und die man im Moment fuer 150 Pesos kaufen kann (ausser man geht zum CD-Brenner seines Vertrauens und kriegts fuer 20 Pesos) komm ich auch ziemlich oft vor und sogar in Grossaufnahme ... irgendwie haben sie sich hier nach 7 Monaten immer noch nicht an mich gewoehnt.

Den Nachmittag habe ich dann mit meiner Latino-Gang in einer Bar verbracht, wo sich die anderen (ausschließlich männlichen) Barbesucher fast darum geprügelt haben, wer mir jetzt als nächstes ein Bier ausgeben darf. Um eine größere Schlägerei zu verhindern MUSSTE ich also total uneigennützig mir von jedem was ausgeben lassen und mit jedem trinken ;).
Außerdem war ich wieder mal das begehrteste Fotomotiv von ganz Calnali und musste mit vermehrt männlichen Besuchern Erinnerungsfotos schießen ^^

Abends ging die Feierei dann in der Cancha von Tlala weiter, wo der Strom alle zwei Sekunden ausgefallen und wiedergekommen ist, für die Lightshow im Dorfstil war also auch gesorgt ;)
Heute ist nochmal Umzug mit Banda, abends großer Baile und dann ists auch schon wieder vorbei mit Carnaval, fast ein bisschen schade...


Was gibt’s sonst noch neues? Der Strom fällt weiterhin mit schöner Regelmäßigkeit für 5-7 Stunden aus, die Waschmaschine ist exlodiert, weswegen ich jetzt wieder alles von Hand waschen muss und andere Sachen sind auch noch explodiert …

Im Moment schuettet mich Gaby ausserdem mit Arbeit zu, die Abende verbringe ich mit meiner Latino-Gang und die Wochenenden mit den compatriotas; die Zeit vergeht also ziemlich schnell. In 3 Wochen heiratet meine Gastschwester Ada, in einem Monat gehts in die Karibik, im Juni kommt die bessere (weibliche) Haelfte zu Besuch und im Juli bin ich schon wieder im Lande, also stellt schonmal den Tequila kalt ;)


Freitag, 18. Februar 2011

Mi semana de trabajo - Martes

So, weiter geht’s mit dem zweiten Teil meiner lustigen Wochenserie, was ich so bei der Arbeit treibe. Wenn ich später noch Lust habe vielleicht auch noch mit einer kleinen Zusammenfassung vom Midstay-Camp von vor zwei Wochen (→ jetzt ist schon die Hälfte rum!).




Mein normaler Ausblick (da's zu meiner Büroarbeit nicht wirklich Bilder gibt, zeig ich halt ein paar andere)




Nach dem Englischunterricht montags ist dienstags immer Büro angesagt. Mit das Beste an meinen Bürotagen ist zuallererst einmal die Zeit ;) um 10 Uhr ist „offiziell“ Arbeitsbeginn, da frühstücken wir aber erstmal und unterhalten uns bis ca. 11, wo wir dann langsam zu arbeiten beginnen. Da das „Büro“ das Wohnzimmer von Gaby's Haus ist, ist die Stimmung dieser „Bürotage“ ziemlich entspannt; ich darf mich am Kühlschrank bedienen und wenn die Sonne scheint kann ich auf der Terrasse arbeiten. Jeden Freitag mit schöner Regelmäßigkeit mittags um 12 kommt von meinem Chef die (rhetorische) Frage ob ich auch Lust auf 'nen Cuba libre hab und wenn Gaby fragt, obs denn was zu feiern gibt ist die obligatorische Antwort immer „Ja, es ist Freitag“ (wahlweiße auch andere Wochentage). Ansonsten darf ich in der Früh auch erstmal ganz entspannt meine Mails checken und Facebook besuchen (wo man vormittags um 10 immer mindestens 5 andere Freiwillige trifft …), also über mein Arbeitsklima kann ich mich echt nicht beschweren :)

Auch wenns nach dem ersten Absatz anders klingt, aber ja, ich arbeite auch was ;) und bei meinen Aufgaben reicht die Spanne von „eher weniger anstrengend“ bis „eigentlich unmöglich“.
Als wir noch die Kurse hatten, von denen ich in früheren Blogeinträgen ja schonmal bisschen was geschrieben habe, habe ich davor immer die Powerpoint-Präsentationen erstellt, Bilder im Netz gesucht und die Kurse „gelernt“, da ich ja selber kleine Teile davon gehalten habe. Danach habe ich dann Excel-Tabellen von allen Kursteilnehmern in den verschiedenen Comunidades erstellt und deren Kommentare ausgewertet, wo die Sache dann schon etwas anspruchsvoller wird, wenn ich aus diesen dann einen Schluss ziehen soll ob die Leute das Ziel des Kurses verstanden haben und wenn nicht welche Probleme/Denkansätze der Leute sich aus ihren Antworten ableiten könnten …
Weiterhin habe ich auch schon ein Etikett für die Produkte (Salsas y Mermeladas) einer unserer Arbeitsgruppen entworfen (ein großer Teil der Arbeit von ASPAC besteht darin, die Leute bei der Gründung und allem was dazugehört von sogenannten „Mikroempresas“ (also kleinen eigenen Unternehmen) zu unterstützen (und sie zuallererst zu motivieren, was bei weitem das Schwerste ist). Allerdings sind wir ja hier nicht zu vergessen in Mexiko, also wer weiß wann, wie und ob das Projekt überhaupt jemals umgesetzt wird … ^^
Da unsere Arbeit ja auf die Förderung größerer Organisationen angewiesen ist, habe ich im Dezember die meiste Zeit mit Übersetzen verbracht. Also entweder die Programmregeln vom Englischen ins Spanische (für Gaby) oder umgekehrt unsere Bewerbung vom Spanischen ins Englische (für die Organisationen), was übelst anstrengend ist, wenn man den ganzen Tag irgendwie zwischen drei Sprachen hin und herdenkt.
Im Moment bin ich gerade dabei Flyer für einen „Servicio Social“ (also sowas wie ich hier mache, nur eben für die Einheimischen) und Gastfamilien zu entwerfen, und hier mache ich auch vom Text bis zum Design eigentlich alles.
Ein bisschen anspruchsvoller wird’s dann wenn ich zwischendurch mal schnell so etwas wie eine Marktanalyse machen soll. Da muss ich dann zum Beispiel Fragebögen über das Konsumverhalten und bestimmte Vorlieben beim Einkaufen auswerten und danach Schlüsse daraus ziehen. Ähnlich ist die Auswertung von kleinen Beispielfällen aus dem Alltagsleben der mexikanischen Frau, zu denen wir die Leute ihre Meinung schreiben lassen. Je nach Antwort muss ich dann überlegen mit welcher Methode man das jeweilige Problem am besten bekämpfen könnte. Das heißt ich soll mir mal schnell überlegen wie man Meinungen wie „Frauen schlagen is doch voll ok“ oder „Mädchen müssen nicht zur Schule gehen, die gehörn doch eh an den Herd“ am besten bekämpfen könnte … wie es eine Freundin schonmal treffend formuliert hat: „Sabine rettet Mexiko – in einem Tag“ …. so zumindest die Theorie ;)

Zwischen 2 und 3 mach ich mich dann auch schon wieder auf den Heimweg, esse zu Hause und um 4 geht’s dann zu meinen Sportkiddies. Da habe ich im Moment allerdings 'ne kleine Krise, da es mir nicht (mehr) so wirklich Spaß macht (und den Kindern glaube ich dementsprechend auch nicht). Außerdem ist das Mädchen, das mehr oder weniger die ganze Gruppe zusammengehalten hat, immer alle motiviert hat und mir echt eine große Hilfe war, jetzt weggezogen, es also keinen mehr gibt der immer alle zusammentrommelt (was nötig ist, da die mexikanische Mentalität, von wegen „mal komm ich und mal komm ich nicht“ schon bei den kleinen voll ausgeprägt ist). Ich weiß noch nicht, wie ich mich diesbezüglich weiter verhalten werde, mal schaun was kommt, wir sind ja in Mexiko, also nichts überstürzen ;)


Soviel zum Arbeitsdienstag. Da ich grad nichts zu tun habe noch ein kurzer Absatz zum Midstay-Camp Ende Januar in Cuetzalan (im Bundestaat Puebla). Vom Dorf her eigentlich kein großer Unterschied zu Calnali, vom Wetter her auch nicht, Landschaft auch nicht. Wir hatten jeden Tag nur ca. eine Stunde Programm (also überarbeitet haben wir uns nicht wirklich), die restliche Zeit haben wir Dschungel-Touren gemacht, Pyramiden besichtigt und noch ein paar andere lustige Sachen. Auch wenns ziemlich kurz war, fand ich es echt schön, mal alle anderen wieder zu sehen (auch die, die weiter weg wohnen), wobei man doch gemerkt hat, dass irgendwie alle die gleichen Erfahrungen mit den Mexikanern gemacht haben, bzw. die gleichen Probleme haben/hatten, was doch irgendwie beruhigend ist :) .







Toluca, Calnali y Monterrey



... und zwischendrin immer mal wieder paar Pyramiden


Nächste Woche am 20. ist also schon Halbzeit, kommt mir irgendwie gar nicht so vor; und in 5 Monaten bin ich dann schon wieder in der Heimat :)
Es gibt mittlerweile übrigens eine Carnevalskönigin, hab mich also erfolgreich geweigert ;). Ansonsten ist es immer noch saukalt, der Rekord liegt bei 2° und ich kann vor dem Einschlafen weiterhin meinen Atem sehen. Die Kuh, die ich nach meinem Bruder benannt hatte, hat die Kälte übrigens nicht ausgehalten und ist gestorben, also nur als Beispiel, damit ihr euch vorstellen könnt, dass es WIRKLICH kalt ist! Aber wie sagt der Franke: nur die Hadden kommen in Gadden …

Mittwoch, 26. Januar 2011

Mi semana de trabajo - Lunes

Auf vielfachen (ok eigentlich einfachen aber egal ;) ) Wunsch, nicht immer nur was über meine Freizeitaktivitäten sondern auch mal über meine Arbeit zu schreiben, kommt hier der erste Artikel (fast) ausschließlich über meine Arbeit. Da alles auf einmal ziemlich lang werden würde, geht’s heute im ersten Teil nur über Montag.

Seit einiger Zeit gehe ich also Montags immer nach Coamitla, wieder eine andere Communidad von Calnali, und gebe dort in einer Sekundaria Englisch-Unterricht. Schon als ich die Bücher im voraus ein bisschen angeschaut habe, sind mir total viele Fehler in den Englischbüchern (die laut meiner Chefin im ganzen Land verwendet werden!) aufgefallen, was schon auf das Niveau des gesamten Könnens schließen lässt. Dazu kommt noch, dass es die Kinder total verwirrt wenn ich ihnen sage, ihre Bücher seien falsch; denn wem glaubt man mehr, dem geschriebenen Wort oder der dahergelaufenen Deutschen …
Außerdem finde ich die Bücher im generellen schlecht gemacht. Grammatik und ähnliches wird eigentlich nie erklärt, es kommt einfach in den Texten vor und irgendwie werden's die Schüler dann schon können. Das hat dann zur Folge, dass z.B. meine Schüler im tercero (also im dritten Englisch-Jahr) immer noch nicht so genau wissen, was jetzt eigentlich I, you, he/she/it usw. bedeutet! Die sogenannten „Übungen“ zu den Texten sind dann auch alle mehr oder weniger im Stil von „zeichne das gesuchte Wort und tanze deinen Namen“ gehalten, die wenigsten davon sind wirklich sinnvoll. Was den Unterricht weiter erschwert ist, dass alle (sowohl Schüler als auch Lehrer) total „Buch-fixiert“ sind. Alles wird genau in der Reihenfolge gemacht in der es im Buch steht, egal ob sinnvoll oder nicht (das Buch hat schließlich immer Recht → siehe oben). Als ich dann einmal gesagt habe wir lesen erst den Text und beantworten dann die Fragen dazu , die aber im Buch VOR dem Text kommen (wer weiß warum), waren alle total geschockt; „ob ich denn auch das gleiche Buch habe wie sie?“ oder „ob das bei mir im Buch anders ist?!?“. Normalerweise werden im Englischunterricht also erst Fragen über einen Text den man nicht kennt beantwortet (aaaha) und danach der Text gelesen, den man aber nicht verstehen muss, weil er ja nicht weiter behandelt wird … kann man jetzt verstehen … muss man aber nicht.


Die Secundaria, in der ich mein Unwesen treibe ;)



Meine Aussage, dass wir die ein oder andere Übung mal nicht machen, da ich absolut keinen Sinn darin sehe stößt natürlich genauso jedes mal auf Unverständnis. Einen „eigenen“ Unterricht erstellen ist aber mehr oder weniger auch nicht möglich, da die einheitlichen Tests immer zum Halbjahr auf die Bücher ausgerichtet sind und mir außerdem (laut dem Schulleiter mit dem ich mich darüber unterhalten habe) die Eltern auf die Barrikaden gehen würden wenn nicht „strikt nach Vorschrift bzw. Buch“ unterrichtet wird … Also versuche ich so gut es geht die Grammatik die verwendet wird zur Abwechslung auch mal zu erklären und die Übungen so sinnvoll wie möglich abzuändern.
Was die ganze Sache zusätzlich erschwert, ist die Aussprache. Dieses Problem habe ich ja schon am Anfang bemerkt, dass ich einen Mexikaner der versucht Englisch zu reden eigentlich fast nicht verstehe und umgekehrt genauso. In der Schule können es die Kinder dann natürlich auch nicht richtig lernen, wenn ihre Lehrer die Worte schon nicht richtig aussprechen können (und die Grammatik auch nicht wirklich verstehen). Deswegen planen wir im Moment auch eine Unterrichtseinheit nur für die Lehrer, dass die den Stoff dann vielleicht etwas besser erklären können … ich bin ja schließlich nicht immer da :P
Das größte Problem beim Englischunterricht ist allerdings, dass es den Kindern extremst peinlich ist, etwas auf Englisch zu sagen! Das kostet mich wirklich die meiste Arbeit, sie einfach nur zum sprechen zu bringen! Wenn sie einen Text lesen sollen (davon, dass sie selber Sätze bilden hab ich mich mittlerweile schon verabschiedet, man passt seine Ansprüche ja an) reichen die Reaktionen von strikten Weigerungen (bei denen ich mich immer ziemlich anstrengen muss, ihnen das System „ich Chef – du machst was ich sage“ auf natürlich möglichst pädagogisch wertvolle Art näher zu bringen ;) ), über verschämtes Kichern und hoffen dass ich jemand anderen aufrufe bis zum apathisch auf den Tisch starren und abwarten bis ich weitergehe (was wenn ichs nicht tue nach 10 Minuten irgendwie für komische Stimmung sorgt ^^). Mein „Motivationsversuch“, dass ich ja auch munter Spanisch rede obwohl ich keine perfekte Aussprache habe und noch viele grammatische Fehler mache, hat sie irgendwie noch nicht so richtig überzeugt …

Die beschriebenen Verhältnisse haben leider die Konsequenz, dass mehr oder weniger alle meine Ideen, die ich für einen „interessanteren“ Unterricht hatte, wie z.B. Spiele (irgendwie doof, wenn keiner spricht), Filme/Musik (auch doof wenns keiner checkt) oder kleine Diskussionen/Gespräche (erwähnte ich schon dass sie nicht reden?!?) nicht möglich.

Jedenfalls bin ich nach einem Schultag (der im Vergleich zu meinen anderen Arbeitszeiten relativ kurz ist) jedes mal ziemlich am Ende, denn ich gebe von 8 bis halb 12 durchgängig Unterricht (erst im primero (vergleichbar mit der 7. Klasse bei uns), dann im segundo (8. Klasse) und nach einer halben Stunde Mittagspause nochmal 2 Stunden im tercero (9.Klasse). Allerdings sind diese 6 Stunden Selbstgespräch glaube ich relativ gut für mein Spanisch :)

Mittlerweile sind die Schüler vor allem im primero (die haben gerade erst mit Englisch angefangen, sind also noch nicht ganz verdorben ;) und sind noch neugierig) und im tercero (was schon am „etwas fortgeschritteneren Alter“ liegen könnte) mir gegenüber auch schon ziemlich aufgetaut und sind komischerweiße viel mehr daran interessiert Deutsch zu lernen als das doofe Englisch...
Der einzige Satz, den sie sich aber merken können ist „Ich liebe dich“, weswegen sie mir jetzt schon immer wenn ich ankomme von weitem ihre Liebe bekunden …. gibt schlimmere Begrüßungsformen :P


So, genug von den ganzen Sachgeschichten, ich hoffe es war wenigstens ein bisschen interessant ;) und wenn nicht gibt’s jetzt noch was zum Lachen: Jedes Jahr im März feiern die Calnalensen (oder wie man die Bewohner meines Dorfes am besten beschreibt … Calnalianer, Calnalusier, …) ihren Karneval, der übrigens der größte Carneval vom ganzen Bundesstaat ist (denkt man gar nicht). Jedenfalls haben sich die Bewohner meines Barrios jetzt in den Kopf gesetzt (danke an Manuel für den Vorschlag!!!!), dass ich doch die Carnevalskönigin von meinem Barrio werden soll!! Ja ich glaub es hackt – ich als Carnevalskönigin … jede weitere Beschreibung überflüssig ^^
Wer Lust hat kann ja mal bei youtube „carnaval de Calnali“ eingeben, damit ihr wisst wovon ich rede. Da absolut alle der Meinung sind, dass sie mit mir als Königin garantiert alle anderen Barrios ausstechen würden, ist die Stimmenverteilung im Moment auch "Sabine gegen den Rest vom Dorf". Das Gute an der ganzen Sache ist allerdings dass mir jetzt anstatt „Güera!!!“ auf der Straße nur noch „Reina Sabine“ oder „Viva su majestad“ hinterhergerufen wird … hat auch was für sich :)



Dieses Wochenende werde ich jetzt erstmal auf Midstay-Camp nach Puebla fahren, es ist also mehr oder weniger schon die Hälfte um! Ich freu mich schon wieder auf zu Hause und die ganzen altn Gsichter ;) , aber auch auf das halbe Jahr das noch kommt (vor allem weil da erst die richtig guten Urlaube kommen :P).

Donnerstag, 6. Januar 2011

Viel Foto, wenig Text ;)

So jetzt gibts auch die versprochenen Bilder, hab die Kamera ganz alleine zum Laufen gebracht (Bruder sei stolz auf mich!!! ;) )
Hoffe das bald der nächste Teil kommt!



Die verrückte Mexikanische Verwandtschaft an Silvester ;)




Mexican Kids





Der Geburtstag meines Gastpapas im November




Mexico City!




Unser wunderschöner Weihnachtsbaum ;)





Mein fertiger Schuh, damit mir die heiligen 3 Könige auch was schenken ;)





12 Trauben an Silvester, für jeden Monat des neuen Jahres eine ...





Jaja, bei Videospielen kommt meine agressive Seite raus (das Bild wollte ich euch nicht vorenthalten ;) )




Ein spezieller Tanz zu Ehren der Virgen de Guadalupe

Mittwoch, 5. Januar 2011

Lo que paso en Mexico ...

Ja, mich gibt’s noch ;)
Ich entschuldige meine lange Blog-Abwesenheit aber damit, dass ich echt (fast) keine Zeit hatte im letzten Monat und vor allem in den letzten zwei Wochen, die ich aber mit als die bisher besten 2 Wochen in Mexiko beschreiben würde!

Ach ja, und leider gibt’s immer noch keine Bilder, da die Kamera immer noch (oder schon wieder? Ich verlier langsam den Überblick) der gute alte Virus plagt. Also schieß ich einfach mal munter weiter Fotos und hoffe dass ich sie irgendwann vielleicht eventuell mal auf den Laptop bekomme. Aber quien sabe … die gute Frau aus dem mittlerweile altbekannten Technik-Shop ist natürlich auch nie da wenn man sie braucht (vorher positiv beantwortete Nachfragen ob sie zu der Zeit denn auch da ist sind ja jetzt auch nicht soooo ernst zu nehmen)! Aber ich reg mich ja nicht auf ;)

Meine Weihnachtswoche war, auch wenn sie mit Weihnachten so wie wir es kennen eigentlich gar nichts zu tun hatte (bei 25° kommt einfach keine Weihnachtsstimmung auf), ziemlich gut (und vor allem Tequila-lastig ;) ). Abends war ich so gut wie jeden Abend auf Posadas, so eine Art Wechselgesang wo die Reise von Maria und Josef besungen wird, und danach gibt’s immer Atole, Ponche und Dulces für alle (wahlweiße auch Tamales, wobei ich davon im Moment echt keine mehr sehen kann, gabs einfach zu oft in letzter Zeit). Wenn man die richtigen Leute kennt kann man anstatt Atole auch Tequila bekommen, was sonst. Je nachdem wer die Posada ausrichtet und wie viel Geld die Person hat gibt’s auch noch Piñatas, wo ich von meiner Familie wegen meiner überdimensionalen Körpergröße in die erste Reihe zum Dulces fangen gezwungen werde. Eigentlich läuft jede Posada gleich ab, aber es trifft sich halt der ganze Barrio und es ist mal was los im Dorf, also ich fands ganz nett.
Bis auf den wunderschön dekorierten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer (hier merkt man deutlich den Einfluss von Estados Unidos → und wenn du denkst, der Kitsch-Overkill ist erreicht, findet sich immer NOCH ein neuer singender Schneemann der im Sekundentakt die Farbe wechselt und dazu noch tanzt, den man aufhängen kann) hat man aber bei meiner Familie von Weihnachten und vor allem „besinnlicher“ Stimmung gar nichts mitbekommen, sodass es mir immer ziemlich komisch vorkam, wenn an irgendeiner Palme eine (natürlich bunte und blinkende) Lichterkette hing. Geschenke gabs auch nicht, am Abend wurde nur in die Kirche gegangen. Danach bin ich erst zum Essen zu einem Freund, wo auf der Straße Tische und Stühle aufgestellt waren, und bei Banda-Musik (was auch sonst) Posole (so eine Art Gulaschsuppe aber irgendwie anders) gegessen wurde. Nebenbei hat die Verwandtschaft munter Feuerwerkskörper gezündet (wie eigentlich jeden Abend, wenn ich heimkomm schockt mich das nicht mehr) und Tequila gekippt; hatte ich schon erwähnt, dass es total besinnlich war? ;)
Anschließend bin ich zum großen Familienessen meiner Gastfamilie, wo dann jetzt aber bei Salsa-Musik eigentlich alles genauso weiterging wie gehabt: Essen, Feuerwerkskörper und natürlich Tequila …

Die nächsten Tage gingen dann die Fiestas nach mittlerweile altbekanntem Schema weiter und auch wenn Weihnachten dieses Jahr mal ganz anders und null besinnlich war, ich steh auf Latino-Weihnachten :)

Die nächste Woche habe ich dann mit Gaby's Familie verbracht, die ein Mega-Programm für mich organisiert hatte, sodass ich die ganze Zeit beschäftigt war. Mit ihnen habe ich auch Silvester verbracht, wo es diesmal GAR KEINE Feuerwerkskörper gab (die spinnen die Mexikaner, das ganze Jahr über wird geschossen was das Zeug hält, aber nö, Silvester haben sie keine Lust ;) ), dafür aber ziemlich gutes Essen, da uns Gaby's Bruder, der Chefkoch ist, bekocht hat. Danach wurden diverse Spiele gespielt, und diesmal gabs auch Geschenke (die wissen auch nicht was sie wollen …). Gaby's Familie ist mit Abstand die lauteste Familie die ich je kennen gelernt habe und hat mich munter durch den Abend gekreischt, gelacht und wahlweise gesungen …. also dem Latino-Klischee alle Ehre gemacht.
Nachdem die Erwachsenen ins Bett sind bin ich noch mit ein paar Sobrinos (Neffen) von Gaby losgezogen und morgens um 8 ins Bett. Von den Sobrinos wurde ich am nächsten Tag dann auch in die hohe Kunst des Fifa'10 – spielens auf der X-Box eingeweiht, nachdem ich aber natürlich nicht durch Zufall sondern durch mein profundes Fachwissen im Bereich der taktischen Spielgestaltung und übermäßig ausgeprägter Fingerfertigkeit ein paar mal gewonnen hatte, hatten sie irgendwie keine Lust mehr, weiß auch nicht warum ….. .


Generell kann ich sagen, dass der oft beschriebene Prozess „am Anfang ist alles toll und mit der Zeit fallen einem immer mehr Sachen auf die man doch nicht so gut findet“ bei mir genau umgekehrt stattgefunden hat. Ich fand am Anfang alles eher … mäßig, was vor allem an meinem leicht abgeschiedenen Wohnort in the middle of nowhere lag, mittlerweile hab ich mich damit aber arrangiert und es wird immer besser! Also im Moment geht’s mir richtig gut! :)

An meinem Status als „Sensation von Calnali“ (O-Ton diverser Dorfbewohner) hat sich nach mehr als 4 Monaten immer noch nichts geändert und mir wurde sogar schon gesagt „seit du da bist haben wir endlich wieder was zu reden“ … . Eigentlich weiß immer jeder über alles was ich mache Bescheid und der einzige Ort wo ich ein bisschen Privatsphäre habe ist bei mir zu Hause. Das ist jetzt aber auch Vergangenheit seit die minderjährige und hormonstrotzende Nachbarsgang den Ort bei sich im Haus entdeckt hat, von dem sie perfekt in mein Zimmer schauen können und jetzt immer lustig so eine Art Public Viewing veranstalten … naja, friste ich mein Dasein halt ab jetzt im Dunkeln ;)
Ebenfalls eine ziemlich strange Sache ist, dass meine Handy-Nummer munter im Dorf rumgereicht wird und ich ca. jede Woche eine anonyme SMS bekomme in denen entweder die rudimentären Englischkenntnisse ausgepackt werden, die diversen Gefühle beteuert werden („ich weiß wir kennen uns nicht, aber ich liebe dich!“ … aaaaaha, alles klar) oder zum Teil skurrile Anmachsprüche zu Tage kommen. Vielleicht sollte ich dem Dorf mal sagen, dass „ich bewundere die deutsche Rasse“ nicht unbedingt DER Bringer ist … ;).
Mittlerweile hat aber glaube ich auch der letzte im Dorf mitbekommen, dass ich aus Deutschland bin, sodass mir jetzt auf der Straße nicht mehr „Gringaaaaa“ oder „Güera“ hinterhergerufen wird, sondern stattdessen „Bayern Munich!!!!!“, was ich echt mal als eine positive Entwicklung einstufe ;) .

Eine Sache, die mich inzwischen aber doch etwas nervt, sind die „Chismes“ (also das Gerede der Leute). Jeder Mann mit dem ich mehr als 2 Minuten rede ist sofort mein Novio (fester Freund), was dann natürlich noch mehr Stoff zum Reden und Spekulieren gibt, ich will gar nicht wissen, was über mich hier alles kursiert … . Wie bereits erwähnt weiß auch immer jeder genau was ich den ganzen Tag gemacht habe, wo ich hingegangen bin, mit wem ich geredet habe, … in diesem Sinne freu ich mich echt wieder auf die schöne Anonymität in good old Germany.



Leider ist die Stimmung im Dorf im Moment ziemlich bedrückt, da es in der Silvesternacht einen schlimmen Unfall gab. Eine Rakete ist nicht wie geplant nach oben, sondern zur Seite losgegangen, durch das offene Fenster eines Autos geflogen, hat eine Frau am Hals getroffen und ist im Auto explodiert. Da hier jeder jeden kennt sind sowohl das Opfer als auch der 17-jährige, der die Rakete gezündet hat jedem bekannt.
Ich war zu dem Zeitpunkt ja im Haus von Gaby's Familie, hab davon also zum Glück nichts mitbekommen.


Davon abgesehen geht’s mir im Moment aber echt gut! Die Sonne scheint, das Essen brennt, Arbeit rockt eigentlich immer noch … ich kann mich nicht beklagen :) . In der nächsten Zeit werde ich anfangen in einer Secundaria Englisch-Unterricht zu geben, meinen Sport-Kiddies geht’s auch gut (das Nasenbluten-Kind – wir erinnern uns an den letzten Blogeintrag ;) - kommt übrigens immer noch, damit wäre meine Unschuld ja wohl eindeutig bewiesen!!!), mittwochs helfe ich weiter in der Krankenstation, wahrscheinlich bekomme ich demnächst auch noch eine Kunst-Gruppe, Büroarbeit mache ich natürlich auch zwischendrin und im Moment sind wir am Planen für eine Motivations-/Selbstbewusstseinsgruppe für Frauen und Mädchen; Gaby's Multifunktionsfreiwilligem wird’s also nicht langweilig ;) .



In diesem Sinne hasta luego, ich chill mich wieder in die Sonne :P
Cuidanse
Sabine

Donnerstag, 18. November 2010

alltägliches aus Mexico

So, die Zeit des Wartens ist vorbei, ich schreib mal wieder was :). Dass ich hier in letzter Zeit nicht so wahnsinnig präsent war liegt vor allem daran, dass mittlerweile doch so etwas wie Alltag eingekehrt ist, wenn man von den immer noch willkürlichen Arbeitszeiten & den so gut wie täglichen Geschehnissen die in die Kategorie „einmal täglich blamieren formt den Charakter“ fallen einmal absieht.

Mittlerweile haben die ersten Sportstunden für Kinder stattgefunden. Diese sollten ja eigentlich von einer Gruppe von Freiwilligen einschließlich mir gehalten werden. Im Endeffekt bestanden diese bis jetzt IMMER aus mir und 30 wild gewordenen Kindern, da alle anderen aus der Gruppe (wir wären insgesamt 6) dann doch immer plötzlich was anderes vorhatten (natürlich ganz dringend versteht sich) oder es vergessen hatten (hier ist das auch überhaupt nicht schlimm sowas zuzugeben, ich würde mir ja wenigstens noch was kreatives ausdenken ;) ). Wie ich früher schon geschrieben hab, hatten wir ja auch schon diverse Vortreffen, die ebenfalls immer nur aus Gaby als Koordinatorin und mir bestanden, weswegen ich die anderen „Freiwilligen“ teilweise noch gar nicht kenne ^^.
Da ich in Basketball (womit wir anfangen) nicht besonders beschlagen bin, soll das „Training“ eigentlich ein Doktor aus Calnali halten, der beim ersten Mal sogar gekommen ist (ja, über sowas freu ich mich mittlerweile). Beim zweiten Mal dann allerdings erstmal nicht (Absagen wird ja auch überbewertet), weswegen ich mir ein paar Übungen für Basketball aus den Fingern saugen konnte. Ich bin nach der altbewährten Methode „je fertiger die Kinder sind, desto weniger stressen sie“ vorgegangen und hab das Basketballtraining mehr oder weniger in ein Sprint-Bootcamp umgewandelt :)
Beim nächsten Mal wollte ich das den Kindern jedoch nicht mehr zumuten und bin nach den obligatorischen 30 Minuten des Wartens auf den Doktor in sein Consultorio gegangen (liegt praktischerweise um die Ecke), wo sich folgender Dialog abspielte:

Ich: „Kommen sie heute zum Basketballtraining?“
Er: „Ja wie, das wär heute?!?“
Ich: „Ja, so wie jede Woche, ich hab ihnen heut auch ne SMS geschrieben.“
Er: „Hab ich nicht bekommen!!“ schaut auf sein Handy „Aaaaah, jeeeetzt seh ich sie, hab ich nicht bemerkt, dass die gekommen ist.“
Ich: „Naja, macht ja nichts. Also kommen Sie heute?“
Er: „Ja klar, das ist um halb 5 oder?“
Ich: „Ja ne, eigentlich läufts schon seit 40 Minuten, wir fangen IMMER um 4 an ….“

Also ihr könnt euch vorstellen, wies weiterläuft, letztendlich ist er dann sogar gekommen, und das Training war echt gut und hat richtig Spaß gemacht :) Irgendwann war er dann allerdings plötzlich verschwunden und die Kinder haben mir mitgeteilt, dass er ganz plötzlich wegmusste. Wie ich bereits erwähnte, absagen/abmelden wird schließlich überbewertet ….
So viel zum Thema „Sabine und die Latino-Mentalität“, zu dem ich eigentlich 5 Blogeinträge schreiben könnte, aber ich versuch mich nicht aufzuregen und chill einfach :) esto es mexico …

Was ich außerdem mittlerweile aus diesen Sportstunden gelernt habe ist, dass mein gestählter Wurfarm (also im Ernst, ich hab echt nur ganz leicht geworfen!) für 4.-Klässler wohl zu stark ist … aber ich will es jetzt nicht dramatischer darstellen als es war, das Nasenbluten hätte auch von was anderem kommen können oder das Kind war generell anfällig ….

Da sich unsere nachmittägliche (Ball-)Spielgruppe mittlerweile rumgesprochen hat, haben wir mittlerweile auch immer das halbe Dorf als Zuschauer, die sich das auch mal anschauen wollen, das die lustige Europäerin da verzapft ;).




Ein anderes Aufgabenfeld bei meiner Arbeit, das mir mittlerweile total gut gefällt, ist die Arbeit mit der Krankenschwester in San Andres. Eigentlich fahren wir so gut wie immer in abgelegenere Comunidades, und die sind vom Lebensstandard nochmal ein paar Stufen niedriger als San Andres, was mir am Anfang schon als sehr arm erschien. Es ist wirklich etwas anderes, in Wellblechhütten (und wenn sie wenigstens Wellblech haben, gehören unsere Gastgeber schon zu den reicheren in ihrem Dorf) zu Mittag zu essen, und durch ein Dorf aus Baracken zu laufen, als mal nur schnell im Fernsehen die Bilder zu sehen. Wir als Europäer können uns gar nicht vorstellen, unter solchen Bedingungen (man lernt, immer die sanitären Anlangen im vertrauten Umfeld zu benutzen, man weiß nie was einen hier erwartet) und in einem solchen Umfeld zu leben. Hier wird mir erst richtig bewusst, wie priviligiert wir doch eigentlich sind und wie glücklich wir uns mit unserem Standard in Europa (oder generell dem „Westen“) schätzen können.
Bis jetzt habe ich bei diesen wöchentlichen Ausflügen immer die Cartillas der Leute ausgefüllt (vergleichbar mit unserem Impfpass), Diabetis gemessen oder einfach generell jegliche Hilfsarbeit gemacht, die anfiel. Bis jetzt! ;) Mittlerweile darf ich alleine Leute impfen (allerdings beschränke ich mich auf die Erwachsenen, schreiende Kinder will ich dann doch nicht auf dem Gewissen haben ;), „Problemfälle“, also Leute, die übermäßig abgemagert sind (bei nur Haut und Knochen kann das Finden einer „Impfstelle“ zum ungeahnten Problem werden) überlasse ich dann ebenfalls Mary.
Jedenfalls habe ich heute fast eine ganze Comunidad geimpft und den Sadisten in mir rausgelassen (ich steh ja auf Schmerzen … also zumindest bei anderen ;) ). Dabei habe ich aber gemerkt, dass Arzt wohl definitiv kein Beruf für mich ist (mal abgesehen davon dass ich neben dem Studium auch noch ein Leben haben will), aber mich plagen bereits den ganzen Tag Horrorgedanken, dass wegen meiner Unfähigkeit jetzt ein ganzes Dorf dahingerafft wird, weil ich irgendwelche lebenswichtigen Organe zerstochen hab (ich weiß, das ist im Oberarm unwahrscheinlich ;) ). Naja, ich hoffe einfach, dass ich wenn ich zurückkomme kein mexikanisches Bergdorf auf dem Gewissen habe ;).

Ansonsten kämpfe ich mich im Moment durch mein erstes spanisches Buch, mein Akzent sorgt immer noch für allgemeine Belustigung und der tägliche Kampf ums Essen geht ebenfalls weiter. Wobei der letzte Punkt keinesfalls als Kampf ums, als viel mehr als Kampf gegen das Essen gemeint ist. Also zumindest in meiner Familie wird eigentlich immer, überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit gegessen. „Genau mein Ding!“ …. dachte ich am Anfang. Allerdings ist es übertrieben schwer meiner Gastmutter klar zu machen, dass ich nach gefühlten 1200 g Fleisch, 500 g Reis, 6 Tortillas und 2 Tellern Sopa nicht mehr unbedingt Lust auf „nur noch ein kleines bisschen“ habe. Dann folgt der obligatorische Satz „Du magst mein Essen einfach nicht!“ worauf ich wieder mit Müh und Not beteuern muss, dass es natürlich das beste Essen meines Lebens ist, mein Magen nur einfach nicht auf diese Dimensionen ausgelegt ist. Meistens läuft es dann darauf hinaus, dass irgendein Familienmitglied (und davon hab ich hier viele ;) ) noch Quesedillas macht; sie wissen einfach wie man mich schwach macht :P



Generell kann ich sagen, dass meine Zeit hier in allen Aspekten ein Wechselbad der Gefühle ist. Am einen Tag gibt es nichts tolleres als hier in Mexico zu sein und keine besseren Momente, und am anderen überwiegt auch mal die Langeweile und mir kommt der Gedanke „wer hatte eigentlich die komische Idee mit Mexiko?!?“. Ich habe immer noch nicht entschieden, ob Mexiko das beste Land überhaupt ist (wobei das mit Australien als Konkurrent sowieso schwer ist ;) ) oder ein absolutes Chaos. Auf alle Fälle lerne ich hier, den Selbstmotivator in mir rauszulassen :). Ich will noch nicht zurück nach Deutschland (ich bin noch nicht fertig mit Mexiko ;) ), aber auf ewig hier bleiben will ich auch nicht, im Moment genieße ich einfach mein Jahr hier :).



So, das wars für heute von mir, ich hoffe beim nächsten Mal gibt’s wieder ein paar Bilder (den Text gabs ja heute schon ;) ), aber meine Camera hat wieder der Virus ereilt.
Am Samstag steigt dann die große Fiesta zum 5. Geburtstag meiner Gastnichte mit ungelogen 200 eingeladenen Kindern (nein, ich mache keine Witze!)! Und das sind nur die Kinder, mitgebrachtes Aufsichtspersonal in Form von Eltern oder anderen Verwandten noch nicht eingerechnet. Noch ist mir schleierhaft, wie die alle in unser Haus passen sollen, aber ich werd's rausfinden ;)


Bis demnächst, ich geh jetzt Bundesliga schauen (dank FOXsports kann ich das auch in Mexico ;) )
Cuidan se
Sabine